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Behind the Scenes Tour - Heide Park Resort 19.08.2013 Teil 1

 

Nach unserem letzten Besuch im Heide Park Resort stand für uns fest, dass wir unbedingt mal einen Blick hinter die Kulissen werfen wollten.
Gesagt, getan!
Am 19.08. -übrigens ein Tag nach dem 35 jährigen Jubiläum vom Heide Park Resort- durften wir das tun.
Nicht gerade selbstverständlich nach so viel Trubel.
Dazu kam noch, dass wir, obwohl wir schon eine Extrastunde zu der normalen Fahrzeit( 3,5 Std.) einplanten, drei Stunden zu spät waren aufgrund einer Vollsperrung der A2 und zwei Unfällen in einer Baustelle auf der A7.
Dennoch empfing man uns mit offenen Armen, alle waren trotz arger Verspätung gut gelaunt, und die geplante Tour konnte doch noch stattfinden.
Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Müller und Herrn Birke.

Zunächst war eine Führung bei Krake angedacht und dann Desert Race inkl. Launchtechnik und Werkstatt.

Fangen wir mal bei Krake an.








Feinste B&M Technik stand uns bevor.
Wovon wir ja immer so begeistert sind- diese wahnsinnige Laufruhigheit von B&M Coastern. Man kann sie als Rolls Royce unter den Achterbahnherstellern bezeichnen. Sie sind teuer, aber jeden Cent wert, da ihre Coaster normalerweise ohne Probleme laufen und wenn mal eines auftauchen sollte, der Service immer stimmt.
Nun Krake ist ja eher eine Diving Machine da die Schienen breiter sind als bei normalen Achterbahnen.
Ein Blick unter die Wagen zeigte, das alles in sehr sehr gutem Zustand ist.

Rekordverdächtig:
Es mußten in den drei Saisonen, in denen Krake nun gelaufen ist nur zwei Räder getauscht werden, und das auch nur, da sich jeweils ein Kopftuch in einem der Seitenräder verhäddert hatte und das Rad damit leider ruiniert wurde.
So ein Seitenrad von B&M kostet mal eben ca.500 Euro.
Damit kann man sich vorstellen, wieso überall Warnschilder hängen, dass man keine losen Gegenstände mit in eine Bahn nehmen soll.





Normalerweise kann man davon ausgehen bei Stahlcoastern ca. 2-4 Räder pro Saison auswechseln zu müssen.


Die Räder, die unter der Schiene laufen, nennen sich Abheberäder da sie bei negativen G- Kräften verhindern, dass der Wagen sich von der Schiene hebt.
Die Seitenräder halten den Zug stabil auf der Strecke.
Ein besonderes Schmankerl für Achterbahntechniker bei Krake ist, dass es an den Seiten der Wagen sog. Serviceräder gibt auf denen der Wagen in der Wartungshalle steht, sodass die Laufräder mit den anderen Rädern zusammen frei zugänglich und an einem Gelenk sogar drehbar in alle Richtungen sind, sodass man überall bequem herankommen kann.




Das Material der Lauffläche der Räder besteht aus demselben, aus dem auch Inliner oder Skateboardrollen gemacht werden. Es heißt Urethane.
Ebenso findet man dieses an der Rücklaufsperre der Wagen von B&M.
Deswegen hört man sie beim Lifthill immer gedämpfter als bei anderen Coastern.
Die Rücklaufsperre sieht man immer am Lift eines Coasters mittig und sieht zahnartig aus. Das Pendant dazu befindet sich am Wagen ebenso mittig. Hier in der Bildmitte die Rücklaufsperren (2) des Wagens.



Davor befindet sich der Haken für die Kette, an dem der Zug am First Drop kurz hängt bevor er in die Tiefe rauscht.



Was auch ganz interessant bei allen Diving Machines ist, ist, wie der Splash entsteht.
Hier ganz unten links im Bild zu sehen:



Damit taucht der Coaster neben den Schienen ins Wasser und das Wasser wird schräg nach oben durch die Geschwindigkeit wieder herausgeschleudert.

Der Wagen verfügt ebenso über Magnetbremsen. Diese sieht man innenliegend neben dem Frontrad.
Je schneller der Wagen ist, desto größer ist dort der Widerstand.
Sie dienen dazu die Geschwindigkeit des Wagens zu reduzieren.

Wenn man dann zur Station von Krake geht, sieht man, wie der Boden nach unten und zur Seite wegklappt bevor der jeweilige Wagen startet.
Dies passiert über eine Pneumatische Steuerung.
Sehr edel und wir finden typisch B&M.

Nun ging es weiter Richtung Desert Race. Auf dem Weg dorthin konnten wir noch eben ein paar Bilder von Colossos aus einer ganz neuen Perspektive einfangen:











Hier sieht man, was der Park im Winter so macht, wenn solche Attraktionen wie Colossos geschlossen sind- renovieren, ausbessern, austauschen. Auf dieser Seite wurden ein paar Stützen von Colossos getauscht. Sehr gut zu sehen, da sie noch etwas heller sind als die anderen.



Achterbahn ist eben nicht nur Spaß sondern es stecken jede Menge Arbeit, Schweiß und Geld darin.

Schön zu sehen, dass einige Parks sich so um ihre Attraktionen kümmern.





Desert Race aus Mitarbeitersicht:









Down under findet man die Technik zum Launch.
Dazu muß man sagen, dass es verschieden Antriebstechniken für Launched Coaster (Intamin nennt sie Accelerator Coaster), also Achterbahnen, die über einen Katapultstart verfügen, gibt:
Üblich sind Schwungscheiben-, Pneumatik-, Hydraulik-, und „LIM/LSM“-Antriebe.
Bei den meisten Antrieben wird ein an einem umlaufenden Stahlseil befestigter Mitnehmer (auch Catch Car oder Caddy genannt) an dem Achterbahnzug eingehakt. Die Rollen, über die das Seil läuft, werden angetrieben und so der Zug beschleunigt. Am Ende der Beschleunigungsstrecke klinkt sich der Caddy automatisch vom Zug aus. Der Mitnehmer wird abgebremst und anschließend zurück in die Startposition gezogen.
Ebenso ist es bei der Technik von Desert Race.





Im Hintergrund sieht man die Trommel, die über einen enormen Hydraulikdruck angetrieben wird und so das Seil bewegt.

Hier die Rohre in denen einmal Öl und einmal Stickstoff (Nitrogen) enthalten sind, mit denen der Druck erzeugt wird.





Wenn man näher auf die Anzeige schaut sieht man, dass der Druck bei ca. 300 bar liegt. Zum Vergleich: Ein Autoreifen benötigt 2,5 bar.
Also schon allerhand.
Der ganze Apparat sieht aus wie ein übergroßes Raumschiff und es ist wahnsinnig laut, sodass man Kopfhörer als Lärmschutz tragen muß.
Gerade beim Start fallen einem fast die Ohren ab.
Sehr beeindruckend!





Weiter ging es in die Werkstatt.
Dort stand der andere Zug von Desert Race:



Hier steht der Zug allerdings auf den Schienen, sodass es schon etwas schwieriger wird überall ranzukommen.
Viele Räder, viele Einzelteile und viel, viel Arbeit um so einen Zug fit zu halten.
Wenn man so etwas einmal gesehen hat und weiß, wieviel die Teile ungefähr kosten und wieviel Mühe dahinter steckt, erklären sich die heutigen Parkeintrittspreise von selber und man wundert sich schon fast, dass sie nicht höher sind.

Auf dem Rückweg begegnete uns noch ein besonderes Schmankerl:
Die Baustelle des neuen Wing Coasters 2014.
Er befindet sich schon im Bau. Der Lift, die Station, ein Drop sowie die Schlussbremse stehen schon.

Die Station:



Die Schlussbremse aus einem ca. 45 Grad Winkel:





Der Lifthill und einer der Drops




Wie der Zug aussehen wird ist noch geheim.

Hier aber schonmal eine Vorschau auf das, was einen erwarten wird, wenn der Coaster fertiggestellt ist:

Standort: Themenbereich "Transsilvanien"
Achterbahntyp: Wing Coaster, Deutschlandpremiere
Hersteller: B&M (Bolliger & Mabillard, Schweiz)
Bahnlänge: 772 Meter
Höhe: ca. 40 Meter
Geschwindigkeit: bis zu 100 km/h
g-Kräfte: bis zu 4 g
Flugdauer: 3 Minuten
Investitionsvolumen: 15 Millionen Euro
Gästekapazität: 1.060 Gäste pro Stunde (2 Züge)
Fahrgäste: ab 10 Jahre; 1,40 m - 1,95 m

Der Coaster nimmt eine Fläche von 13.000 qm ein.

Im Herbst werden die Wagen geliefert und es fällt der Startschuss für die Gestaltung von Gelände und Bahn, damit noch vor Jahresbeginn 2014 erste unbemannte Testfahrten und TÜV-Prüfungen durchgeführt werden können.

Um nur einige der Elemente zu nennen:
Man startet mit einer 180 Grad Role kopfüber in einem halben Looping in die Bahn, ist insgesamt 5 Mal kopfüber, dreht sich in einer 360 Grad Role und fliegt in einem 90 Grad Winkel an einer Wand entlang.
Der Clou an Wing Coastern ist ebenso, dass man neben den Schienen sitzt und sowohl über als auch unter einem nichts ist und man das Gefühl hat zu fliegen.
Ebenso rast man auf Gegenstände zu, und man hat das Gefühl, dass sie so nah sind, dass man sie berühren kann, was aber im Endeffekt nicht der Fall ist.
Fest steht, dass es ein einzigartiges Fahrgefühl sein wird und man mal wieder nur das Beste erwarten kann!
Wir sind sehr gesapannt und es wäre uns eine Ehre diesen Coaster vorab einmal testen zu dürfen.

 

 

 

 

Redaktion: Christine Stanitsas
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit parksonline.de

 

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